Günstiger Solarstrom für das Ostseestadion – dank cleverer Software

geschrieben von

Paulina Würth

Besonders toll an sonnigen Tagen: PV-Direktleiferung und Fußball
© editadostalova/Public Domain Pictures - pixabay

aktualisiert am

13.1.2023

Inhalt

      Von der PV-Direktlieferung können alle profitieren. Doch das Beispiel Ostseestadion zeigt: Nur mit der richtigen Unterstützung lässt sich die volle Wirtschaftlichkeit einer Solaranlage nutzen.

      Fast unscheinbar überziehen die schwarzen Vierecke das Dach des Ostseestadions in Rostock. Es sind Solarmodule, die das Stadion seit über 1,5 Jahren mit günstigem Solarstrom versorgen. Dabei wird das Dach seit über zehn Jahren für die Erzeugung von Solarstrom genutzt. Aber bis zu der jetzigen Situation, in der das Stadion direkt vom günstigen Solarstrom profitiert, gab es einige Hürden zu nehmen.

      2010

      2010 pachtete ein PV-Projektentwickler die Dachfläche des Ostseestadions und errichtete darauf die erste Solaranlage. Den Betrieb übernahm anschließend ein Investor aus Hamburg. Der Solarstrom der Anlage mit 700 kWp wurde komplett in das Netz eingespeist, eine sogenannte Volleinspeisung. Doch die damals verwendeten Dünnschichtmodule hatten einen Serienfehler.

      2015

      So wurden bereits fünf Jahre später die Hälfte der Module ausgetauscht. Dabei gibt es Solaranlagen, die auch nach 20 Jahren noch einwandfrei funktionieren. Ein Rückschlag für die Wirtschaftlichkeit der Anlage.

      2019

      Vier Jahre später entschied der Investor die Anlage zu verkaufen. Die wiwi plan (jetzt wi renewables), Family Office des juwi Gründers Matthias Willenbachers, sah das Potenzial der Anlage: „Rostock ist ein guter Solarstandort und uns war klar, dass die Anlage nach einem Repowering der restlichen Module von 2010 wirtschaftlich betrieben werden kann“, so Andreas Doll, Projektleiter bei wiwi plan. Gleichzeitig wurden durch das Repowering circa 2/3 der Dachflächen frei, die Andreas Doll für den Bau einer Neuanlage nutzen wollte.

      Doch wie überzeugt man die Stadionbetreiber, die mit dem Projekt Solaranlagen bereits abgeschlossen hatten, den Pachtvertrag um weitere 20 Jahre zu verlängern? Indem man ihnen ein Angebot macht, das sie nicht ablehnen können! Die Projektmanager von wiwi plan schlugen den Stadionbetreibern vor, ihnen den Strom aus der Neuanlage mit 750 kWp über die PV-Direktlieferung zu verkaufen, für 9 Cent pro Kilowattstunde zzgl. gesetzlicher Umlagen. Zum Vergleich: 2021 kostete eine Kilowattstunde Strom für Gewerbe und Industrie 21,38 Cent, Anfang 2022 sogar 31,36 Cent. Gerade für ein Gebäude, das ganz wöchentlich genutzt wird, lohnt sich der Strombezug aus Solaranlagen: Büroarbeiten unter der Woche, Veranstaltungen am Wochenende. Die Stadionbetreiber sagten zu.

      Damit waren aber noch nicht alle Hürden beseitigt: „Die PV-Direktlieferung war Neuland für uns“, erklärt Doll. Im gewerblichen Umfeld hatten sie bisher nur Erfahrung mit Volleinspeisung. Im Gegensatz zur Volleinspeisung ist die PV-Direktlieferung, auch on-site PPA genannt, mit einer Vielzahl gesetzlicher Pflichten verbunden.

      Das beginnt bereits, bevor das erste Modul in Betrieb genommen wird: Ein neues Messkonzept muss aufgestellt werden, in dem der Verbrauch der Abnehmer abgegrenzt und gemessen wird. Auch muss sichergestellt werden, dass in diesem Fall nur der Strom aus den neuen Anlagen für das Stadion berechnet wird, die alten Anlagen speisen ja weiterhin voll ins Netz ein. Zusätzlich muss die Anlage bei verschiedenen Stellen angemeldet und registriert werden. Und ganz wichtig, aber leider auch sehr komplex: Die Betreiber müssen für ihre Abnehmer einen Stromliefervertrag aufsetzen. Darin muss nicht nur der Strompreis geregelt sein, sondern auch weitere Punkte wie Vertragslaufzeit, Preisänderungen, Vorgehen bei Fehlern in der Messeinrichtung, eventuelle Zutrittsrechte für die Ablesung der Stromzähler und viele weitere Punkte.

      Während des gesamten Betriebes fallen dann zusätzliche jährliche Pflichten an: Die stromsteuerpflichtigen Mengen müssen gemeldet oder die Stromsteuerbefreiung erneuert werden. Außerdem müssen die Betreiber ihren Abnehmern rechtskonforme Abrechnungen schicken, in denen der Strom und seine Kosten aufgeschlüsselt dargestellt werden. Hier gibt es zwei besondere Punkte zu beachten. Liegt für den Solarstrom kein Herkunftsnachweis vor, muss auf der Abrechnung der Strom als durchschnittlicher deutscher Strommix dargestellt werden. Übernimmt außerdem der Betreiber die Vollversorgung für seinen Solarstromabnehmer, sorgt also auch nachts für die Stromversorgung, muss er auf der Abrechnung auch den bezogenen Strom aus dem Netz aufschlüsseln, inklusiver aller Zusatzkosten wie etwa Netzentgelte und §19-StromNEV-Umlage.

      Es gibt Berater, die Anlagenbetreiber dabei unterstützen, all diese Pflichten zu beachten und fristgerecht umzusetzen, auch spezialisierte Anwaltsbüros bieten diesen Service an. Manche Unternehmen stellen eigens dafür eine Fachperson ein. Doch die Mitarbeiter von wiwi plan kannten noch eine weitere kostengünstigere Option: den opti.node Manager von node.energy. „Mit dem opti.node Manager und einem Mustervertrag konnten wir die Fragen, die wir uns am Anfang stellten, klären und mit der PV-Direktlieferung beginnen“, so Andreas Doll.

      Und so machte sich die wiwi plan ans Werk: Um die Wirtschaftlichkeit der Solaranlage zu verbessern, wurden die restlichen Solarmodule von 2010 ersetzt. Zum einen durch eine Anlage, die die wiwi plan bis dahin noch an einem anderen Standort in Betrieb hatte, zum anderen mit komplett neuen Modulen. Insgesamt konnte so das Stromerzeugungspotenzial der Anlage mehr als verdoppelt werden. Statt den 700 kWp der alten Anlage werden nun 1,7 MWp erreicht. Die älteren Anlagen werden weiterhin für die Volleinspeisung verwendet, die neue Anlage mit 750 kWp und einer ungefähren Stromerzeugung von 600.000 kWh pro Jahr versorgt das Stadion.

      2022

      Seit 1,5 Jahren betreibt nun die wiwi hansa solar GmbH&Co. KG die Anlage und versorgt das Stadion mit günstigem Solarstrom. Andreas Doll ist für den Betrieb zuständig und kümmert sich um die vielen Pflichten, die damit einhergehen. Sein Fazit nach 1,5 Jahren: „Dank dem opti.node Manager klappt die Abwicklung der PV-Direktlieferung, denn die Software ist eine große Unterstützung für den Routinebetrieb.“

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