Der deutsche Strommarkt, wie Deutschland selbst, ist keine Insel, sondern politisch und wirtschaftlich mit der Welt verbunden. Daher haben auch geopolitische Geschehnisse Einfluss auf die Preisentwicklungen.
In den letzten beiden Jahren jedoch, war es auch ein hausgemachtes Problem, das Anlagenbetreiber von Wind- und PV-Anlagen vor neue Herausforderungen stellt: negative Strompreise und ein Ende der bedingungslosen EEG-Subventionen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir auch in 2025 einen Anstieg an Stunden mit negativen Preisen am Strommarkt sehen werden.
Was aber macht dies mit der kaufmännischen Betriebsführung von PV- und Windanlagen? In diesem Interview sprechen wir mit Lucia Rupp, Product Manager Commercial Asset Management über neue Herausforderungen in der kaufmännischen Betriebsführung, wie Anlagenbetreiber mehr Transparenz über ihre Erlöse schaffen und mehr Flexibilität in ihr Geschäftsmodell bringen können.
{{expert}}
Hallo Lucia, Kannibalisierungseffekt, negative Strompreise und ein Aussetzen der EEG-Vergütung nach § 51 EEG. Welche Konsequenzen haben diese Ereignisse und Entscheidungen auf die Wirtschaftlichkeit von Windkraft und PV-Anlagen?
Wind- und Solaranlagen sind nach wie vor wirtschaftliche und sichere Investitionen. Was sich aber ändert, ist die „Produce and forget“-Mentalität, die dank der Absicherung durch die EEG-Förderung möglich war. Im Bereich der PV-Freiflächenanlagen sehen wir dies bereits daran, dass Banken und andere Investoren detaillierte Berichte erwarten, die darlegen, wie sich negative Strompreise auf die Wirtschaftlichkeit auswirken.
Um unsere Kunden dabei zu unterstützen, entwickeln wir ein Erlösmonitoring im Rahmen unserer Software opti.node. Welche Aufgaben wollen wir damit automatisieren?
Ein richtig aufgesetztes Erlösmonitoring bringt Transparenz in die Einnahmen und Erzeugung von Wind- und PV-Anlagen. Damit lassen sich mehrere Aufgaben deutlich effizienter umsetzen:
Die Prüfung von Abrechnungen der Direktvermarkter und Netzbetreiber, das Erstellen von Reports über die Wirtschaftlichkeit der Anlage, etwa wenn ein Repowering bevorsteht oder als Grundlage für eine neue Anlage, und die Analyse alternativer Vermarktungsmöglichkeiten für diese Anlagen.
Zum Beispiel können Betreiber dies nutzen, um zu evaluieren, ob sich ein Speicher für die Anlage rechnet, wann dort Strom eingespeist werden sollte oder ob die Anlage in eine andere Vermarktungsform, wie ein direktes PPA wechseln sollte.
Welche Daten laufen bei einem Erlösmonitoring zusammen?
Für ein gutes Reporting werden marktrelevante, aber auch regulatorische Daten benötigt, die sich in opti.node wiederfinden. Dazu gehören Förderregime und Vermarktungsverträge für die monatlichen Rechnungen der Netzbetreiber und Direktvermarkter, die Stammdaten sowie Aufteilungsschlüssel im Windpark, Wissen darüber, wann bestimmte Paragrafen greifen, wie etwa § 51 EEG, aber auch Preiszeitreihen.
Dazu kommen noch die offiziellen Messdaten des Messstellenbetreibers, die am geeichten Zähler am Netzverknüpfungspunkt gemessen werden. Zusätzlich können noch Daten aus den Untermesssystemen integriert werden.
{{blog-section="/blog-custom-sections/20251020-int-kaufmaennische-betriebsfuehrung"}}
Ein transparentes Erlösmonitoring und daraus resultierende Analysen sind Aufgaben von kaufmännischen Betriebsführern. Wie verändert dies den Job?
Die kaufmännische Betriebsführung für PV- und Windanlagen gewinnt auf jeden Fall an Wichtigkeit. Gleichzeitig kommen damit neue Aufgaben hinzu, die über die bisher hauptsächlich verwaltenden Tätigkeiten hinausgehen. Kaufmännische Betriebsführer müssen zu Marktbeobachtern und -strategen werden, aber auch ihre Kompetenzen in der Datenauswertung steigern.
Dies erfordert in vielen Fällen den Ausbau zusätzlicher Kompetenzen und Fachwissen über den Strommarkt. Schon jetzt ist in diesem Bereich der Fachkräftemangel besonders spürbar und wird dadurch noch verschärft.
Wie kann unsere Software dabei unterstützen?
Wir haben bei der Entwicklung des Erlösmonitorings in opti.node den Fokus auf drei Punkte gelegt: Erstens die zentrale Verwaltung aller relevanten Daten. Im besten Falle werden so keine fehleranfälligen Excel-Modelle mehr benötigt und auch der Wechsel zwischen unterschiedlichen Plattformen ist nicht mehr notwendig.
Der zweite Punkt ist Zeitersparnis. Kaufmännische Betriebsführer haben schon heute eine hohe Arbeitslast. Für bereits bestehende Aufgaben wie die Rechnungsprüfung können wir den manuellen Aufwand dadurch reduzieren. Und drittens bringen wir die notwendige Transparenz durch eine Echtzeit-Übersicht in die kaufmännische Betriebsführung. Unsere Kunden sehen dadurch auf einen Blick, welche Mengen unter § 51 EEG fallen, welche Erlöse erzielt wurden und welche Forderungen gegenüber Direktvermarktern oder Netzbetreibern noch offen sind.
Damit befähigen wir auch Betriebsführer, die hauptsächlich einen Verwaltungshintergrund haben, Transparenz in ihren Datendschungel zu bringen.











