Studie prognostiziert sinkende Marktwerte für Wind und PV – neue Vermarktungsformen werden wichtiger

geschrieben von
Paulina Würth
und

Grüner Strom bleibt rentabel – dank PPAs!

Erste Veröffentlichung am
30.6.25
aktualisiert am
1.7.25
Windkraftanlagen neben Solaranlagen. Davor sieht man rote und grüne Linien, die nach unten zeigen.
© jorgelum – Getty Images; sciencephoto
Inhalt

Nach den turbulenten Jahren der Corona- und Gaskrise stabilisiert sich der Strommarkt allmählich. Der mittlere Strompreis hat sich in den letzten zwei Jahren auf ein Niveau zurückentwickelt, das nur leicht über dem Vor-Corona-Wert liegt. Doch der Schein trügt!

Im Tageshandel erleben wir immer größere Preisschwankungen. Dunkelflauten (geringe Einspeisung von Wind- und Solarstrom) und Hellbrisen (hohe Einspeisung) führen dazu, dass die Preise von über +500 €/MWh auf -500 €/MWh fallen können.

Gleichzeitig sägt der Gesetzgeber immer weiter an einem der Äste, an dem die EEG-Hängematte hängt, mit Änderungen der Vergütung bei negativen Strompreisen (§ 51 EEG). Wohin entwickelt sich der Strommarkt also?

node.energy engagiert sich seit seiner Gründung leidenschaftlich für die Interessen von Betreibern von Wind- und PV-Anlagen. Um die wirtschaftlichen Perspektiven dieser nachhaltigen Energiequellen zu verstehen, haben wir die renommierte Energieberatungsagentur enervis mit einer umfassenden Prognose des durchschnittlichen Strommarktpreises für erneuerbare Energien (auch bekannst als „Marktwert erneuerbarer Energien“) in den kommenden drei Jahren beauftragt. Der Schwerpunkt liegt auf dem zukünftigen Marktwert für Wind- und PV-Anlagen. Wir stellen Ihnen die wegweisende Studie „Zukünftige Marktwertentwicklung erneuerbarer Energien bis 2028“ und ihre Ergebnisse vor.

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So entstehen Strompreise an der Börse

Der Handel an der Strombörse (Day Ahead Markt) basiert auf dem Merit-Order-Prinzip, das sicherstellt, dass der Strombedarf zuerst mit den günstigsten verfügbaren Angeboten gedeckt wird, während der letzte benötigte und damit teuerste Strom den Preis bestimmt.

Grafik 1: Der Strombedarf wird zuerst mit dem günstigen Strom aus erneuerbaren Energien gedeckt. © node.energy

Da die Grenzkosten erneuerbarer Energien nahezu bei Null liegen, wird Wind- und Sonnenstrom an der Börse zu den niedrigsten Preisen angeboten, was besonders bei hoher Verfügbarkeit von Wind- und Sonnenstrom die Preise senkt — ein Effekt, der als "Kannibalisierungseffekt" bekannt ist.

Dieser Effekt wird in Grafik 2 verdeutlicht, die den stündlichen Strompreis am Day-Ahead-Markt Ende März 2025 zeigt. An Tagen mit viel Wind- (blau) oder PV-Strom (gelb) fielen die Preise stark.

Grafik 2: Strompreise und Stromverfügbarkeit Ende März 2025 © enervis

Die zunehmenden Preisschwankungen korrelieren derzeit direkt mit dem Ausbau erneuerbarer Energien, wie Grafik 3 zeigt. Hier ist die Volatilität, also die Schwankung vom mittleren Base-Preis, im Jahr 2017 verglichen mit 2024 sichtbar. Besonders niedrig waren die Preise in den Sommermonaten zur Mittagszeit, wenn massiv PV-Strom eingespeist wird.

Grafik 3:  Die Volatilität am Strommarkt ist über die letzen Jahre gestiegen. © enervis

Historische Preisentwicklung von PV- und Windstrom

Der jährliche Erlös von Wind- und Solaranlagen ergibt sich aus der stündlichen Produktion multipliziert mit dem stündlichen Strompreis am Großhandelsmarkt (Strombörse EPEX Spot). Der Marktwert stellt dabei den spezifischen Erlös je erzeugter Megawattstunde innerhalb eines Jahres dar. Da die Preise bei hoher Wind- oder Sonneneinspeisung sinken, zeigt sich ein abwärtsgerichteter Trend des Marktwertes in den letzten Jahren (siehe Grafik 4).

Besonders ausgeprägt ist dieser Effekt bei PV-Strom, da gleichzeitige Sonneneinstrahlung in ganz Deutschland den Kannibalisierungseffekt verstärkt und die Erzeugungskapazitäten in den letzten Jahren einen großen Zuwachs erhielten. Der Preisanstieg von 2021 bis 2023 ist auf den russischen Angriffskrieg zurückzuführen und nicht repräsentativ für die generellen Marktentwicklungen, da teurer Gasstrom die Preise temporär sehr stark steigen ließ.

Grafik 4: Der Kannibalisierungseffekt ist besonders bei Solarstrom sichtbar.

Zukünftige Preisentwicklung von PV- und Windstrom

Was bedeutet dies für die Wirtschaftlichkeit von Wind- und Solaranlagen in den nächsten Jahren? Die Strommarktentwicklung hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Kurz- bis mittelfristig von Rohstoffpreisen und der Kapazitätserweiterung durch EEG-Ausschreibungen.
  • Mittel- bis langfristig von subventionsfreien EE-Kapazitäten sowie der Entwicklung von Flexibilitäten und Speichern.

Der Ausbau von Wind- und Solaranlagen ist dank fester Ziele im EEG 2023 relativ gut vorhersehbar, auch wenn die Ausbau-Ziele für das Jahr 2030 trotz des derzeitigen Hochlaufs schwer zu erreichen sein werden. In den nächsten fünf Jahren ist für die Photovoltaik beispielsweise mehr als eine Verdopplung der Erzeugungskapazitäten vorgesehen (vgl. Grafik 5).

Grafik 5: In den nächsten Jahren soll der Zubau an PV- und Windanlagen sogar wachsen. © enervis

Doch EE-Anlagen sind nur ein Teil der Energiewende. Auch der Ausbau von Flexibilitäten wie Batteriespeichern und eine veränderte Stromnachfrage sind entscheidend, um den Strommarkt zu stabilisieren. enervis prognostiziert allerdings, dass der Speicherzubau in den nächsten Jahren nicht mit dem der EE-Anlagen Schritt halten wird. „Der Boom bei Speichern steht noch am Anfang, und der geförderte Ausbau der Erneuerbaren läuft deutlich schneller. Eine kurzfristige Trendumkehr bei der Kannibalisierung ist daher nicht zu erwarten“, betont Christian Schock, Senior Consultant bei enervis.

Angesichts dieser Entwicklungen prognostiziert die Studie für die nächsten drei Jahre einen weiteren Rückgang der Marktwerte von Wind- und PV-Strom (vgl. Grafik 6). Dabei ist PV davon mehr und schneller betroffen als Strom aus Windenergie.

Grafik 6: Die Marktwerte für Wind- und PV-Strom sinken weiter. © enervis

Diese Ergebnisse decken sich mit Erkenntnissen weiterer Studien, wie etwa des Energiewirtschaftlichen Instituts der Universität Köln und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung.

Aber es gibt ja die EEG-Förderung

Einige Betreiber mögen glauben, dass die EEG-Förderung sie vor sinkenden Marktwerten und reduzierten Erlösen schützt. Allerdings ist diese "EEG-Hängematte" längst nicht mehr unumstößlich. Die Förderung ist auf 20 Jahre begrenzt und mit dem EEG 2023 wurde sie bereits restriktiver gestaltet. Bei negativen Preisen wird die Förderung bereits zum Teil ausgesetzt, sodass gerade neuere Anlagen ohne umfassende Subventionierung am Markt bestehen müssen.

„In der Praxis sehen wir, dass die Hälfte der Betreiber in Deutschland noch nicht die Dramatik ihrer künftigen Erlösentwicklung realisiert hat. Viele kennen nur die sicheren EEG-Zahlungen und haben sich kaum mit echten Marktwerten beschäftigt – das verhindert einen realistischen Blick auf die Zukunft“, erklärt Matthias Karger, CEO und Gründer von node.energy.

Es ist Zeit für alternative Vermarktungsformen

In einem Marktumfeld, in dem alte Sicherheiten zu wackeln beginnen, ist es essenziell, neue wirtschaftliche Lösungen zu finden. Hier kommt PPA-as-a-Service von node.energy ins Spiel: Es ermöglicht Anlagenbetreibern, ihren Strom direkt zu einem Festpreis an gewerbliche und industrielle Verbraucher zu liefern. node.energy vermittelt Verbraucher, deren Lastprofil optimal zum Erzeugungsprofil der Wind- oder PV-Anlage passt, und maximiert damit den Wert des erzeugten Stroms. Durch den Festpreis werden die Erlöse für die Laufzeit fixiert und sind damit unabhängig von der Marktwertentwicklung.

Mit PPA-as-a-Service direkt Verbraucher beliefern

Wir ermöglichen Betreibern von Wind- und PV-Anlagen die direkte Belieferung von Industrie- und Gewerbe. Ohne Zwischenhändler und unabhängig vom Börsenstrompreis.
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Kommunale Beteiligung automatisiert umsetzen

§ 6 EEG in Wind- und Solarparks

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Falco Meyer-Hübner
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Häufig gestellte Fragen

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